Samstag, 3. März 2018
Bruchstück XXV
Auf ihrem Weg durch die Innenstadt hielten sie Ausschau nach schönen Lokalen und Bars. Noch war es aber hell und so waren einige Leute in den Straßen unterwegs. Und so dauerte es nicht lange, dass sie an den ersten Attraktionen in Form von Leuten die ihre Künste darboten vorbeikamen. Neben den Künstlern, die ihre Musik oder ihren Gesang präsentierten, kamen sie aber auch an einem Pantomimen vorbei. Was die Aufmerksamkeit der kleinen Gruppe auf sich zog war aber nicht der weiß geschminkte Mann, sondern die drei Jugendlichen die davor standen. Die Jungs waren mehr oder weniger auffällig, was ihr Aussehen betraf. Was die Aufmerksamkeit der Gruppe auf sie zog war jedoch ihr Verhalten, welches unmöglich war. Sie beschimpften den regungslosen Mann mit unmöglichen Beleidigungen und das offensichtlich vollkommen Grundlos. Andrej bemerkte im Augenwinkel, wie Benja bei deren Anblick nervös wurde und sich leicht hinter ihn zurückzog. Er ging nicht weiter darauf ein, folgte den beiden älteren jedoch zu dem Pantomimen.

"Aber sonst gehts euch noch gut, ja?", fuhr Oskar sie an, was die Jungs nicht sonderlich zu beeindrucken schien.

"Was ist alter, willst du auch noch Stress?" Der schmächtige Junge mit den grün gesträhnten brünetten Haaren und grauen Augen war es, der ihnen als erstes nicht sonderlich antwortete.

"Warum macht ihr das?", verlangte Sarina zu wissen, ohne auf ihr Gepöpel einzugehen.

"Weil er so dumm hier rumsteht und glotzt", entgegnete der bulliger Junge mit dunkelblonden, schulterlangen Haaren und hellgrünen Augen.

"Außerdem ist er geschminkt", fügte der letzte in dem Trio hinzu. Er sah recht sportlich aus, hatte schwarzes kurzes Haar und olivfarbene Augen, die durch seine Brille nicht sonderlich gut zu sehen waren. "Welcher gescheite Kerl schminkt sich denn bitte?" Und obwohl ihr Verhalten unmöglich war, blieb Sarina überaus freundlich und erklärte ihnen sogar noch, was es mit diesem Mann auf sich hatte. Andrej bewunderte sie wirklich dafür.

"So Leute nennt man Pantomime und es ist eine Art von Kunst. Die Schminke gehört nun einmal dazu und -"

"Blablabla", wurde sie von dem Braunhaarigen unterbrochen. "Er kann ja nicht mal sprechen, was soll die Scheiße?"

"Jetzt reichts aber mal", mischte sich nun auch Andrej ein, der jetzt wirklich genug gehört hatte. "Verzieht euch von hier, oder sollen wir eure Eltern infomieren?"

"Pfff", prustete der älteste auf seine Drohung los. "Ihr wisst doch gar nicht wer die sind." Trotzdem wandten sie sich von dem Pantomimen ab und vollständig der kleinen Gruppe zu. Dabei viel ihnen natürlich auch Benja auf, was ihnen kurz die Gesichtszüge entgleisen ließ.

"Was macht DIE denn hier?", verlangte der bullige Junge unfreundlich zu verlangen, wobei er geradezu angewiderte auf die junge Frau deutete.

"Du kennst dieses Pack?", fragte Andrej leise an Benja gefragt nach.

"Aus der Schule", bestätigte sie ihm ebenso leise, was sie wirklich zu bedauern schien.

"Mit so einem Widerling gebt ihr euch ab?" Der Brünette schien es nicht fassen zu können. Ein kurzer Blick zu ihr bestätigte Andrej, dass dieses ablehnende Verhalten bereits Gewohnheit war, was ihn nur noch wütendender werden ließ.

"Im Gegensatz zu euch eine sehr liebenswerte Person", entgegnete Sarina genervt und wandte sich dan an die anderen. "Lasst uns verschwinden."

"Du willst vor ihnen fliehen?" Oskar schaute sie überrascht an.

"Nein, ich hab einfach keinen Bock auf so einen Kindergarten", antwortete sie besonders laut, damit die Jungs sie auch gut hören konnten.

"Ist ja klar, dass ich so Schwächlinge seid, wenn ihr euch mit so einem Widerling abgebt."

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Freitag, 2. März 2018
Bruchstück XXIV
Bis zum Wochenende hörte Andrej nichts mehr von der Polizei, dem Hund oder dieser Hanna. Als sie sich am Samstag aber alle zu einem Treffen verabredet hatten, konnte ein Anriss dieses Themas natürlich nicht ausbleiben. Neben Benja und Oskar sah der Blondhaarige nun auch Sarina mal wieder. Die große Frau begrüßte ihn fröhlich und verwickelte ihn gleich in ein Gespräch über sein Abenteuer mit Oskar. Dass die beiden mittlerweile ein Paar waren, war nicht mehr zu übersehen.

"Lass ihn in Zukunft nicht mehr solche Dummheiten machen, das ist doch gefährlich."

"Okay, ich werds versuchen", versprach Andrej ihr. Wobei er hoffte, dass er sobald nicht mehr in eine solche Situation kommen würde. "Gibt es denn jetzt was neues zu dem Fall?", wandte er sich danach an Oskar, der mit verschränkten Armen zugehört hatte.

"Woher soll ich das denn wissen?"

"Na, Binoth ist doch dein Bruder."

"Der seltsame Polizist?", mischte sich Benja überrascht ein.

"Ja, genau", murmelte Oskar. Dass er nicht widersprach, deutete darauf hin, dass ihre Aussage einen Funken Wahrheit in sich hatte. "Aber nur weil er mein Bruder ist, weiß ich noch lange nicht, wie es um seine Fälle steht. Wir haben nicht so viel Kontakt. Und selbst wenn wir den hätten, dürfte er es mir nicht sagen."

"Das ist ja doof", erwiderte Sarina, was den Brünetten scheinbar etwas nachgeben ließ.

"Ich kann ihn ja mal fragen." Auf sein Angebot lächelte die Frau ihn fröhlich an, was Andrej innerlich schmunzeln ließ.

"Also gibts nichts neues", stellte er fest, was ihn nicht annähernd so sehr störte, wie er vermutet hatte.

"Wir können uns gerne ins nächste Abenteuer stürzen", schlug Oskar vor. "Ich bin mir sicher, dass ich da ganz schnell was gefunden habe."

"Bloß nicht", entgegnete Andrej schnell. Auch wenn es nur ein Scherz gewesen war, so traute er dem Mann das nach dem bisher erlebten doch zu.

"Ich hätte nichts gegen etwas Ablenkung einzulenken", widersprach Benja jedoch, als könne Oskar ihr diesen Wunsch wirklich erfüllen.

"Na, lasst uns am besten einfach losgehen. Vielleicht ergibt sich ja tatsächlich noch etwas. Und wenn nicht, dann haben wir wenigstens mal wieder was zusammen unternommen. Das ist doch auch schön." Auf Sarinas Worte machten sie sich in die Innenstadt auf, die mittlerweile in das warme Licht des Sonnenuntergangs gehüllt dalag.

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Donnerstag, 1. März 2018
Bruchstück XXIII
"Und was machen wir jetzt mit ihm?" Mit fragendem Blick deutete Oskar auf den Wolf, als sie am Ende des Parks angekommen waren. Eigentlich hätte Andrej ihn zur Polizei gebracht, nach seinen letzten Erlebnissen dort hatte er jedoch wenig Lust dazu. Außerdem war er in letzter Zeit wirklich mehr als Genug auf der Wache gewesen. Leider hatte Oskar wohl dieselbe Intention. "Ich bin dafür, dass wir zur Polizei damit gehen. Die sind immerhin an dem Fall dran und wir können uns nicht um so einen großen Hund kümmern." Da Andrej ihm schlecht widersprechen konnte, seufzte er einfach nur ergeben und sie machten sich auf den Weg.

Bei der Polizeistation angekommen, nahm er das Tier dieses Mal gleich mit rein, bevor es wieder verschwand. Seltsamerweise war es sehr folgsam, dabei waren die Männer nicht mal seine Besitzer. Als der Wolf von dem Mann am Eingang gesehen wurde, fielen diesem erst einmal die Augen halb aus dem Kopf.

"Ist Kommissar Binoth heute da?", sprach Oskar den Mann an, ehe dieser Reagieren konnte. Auf seine Frage nickte er nur und nahm dann bereits den Telefonhörer in die Hand. Irritiert schaute Andrej ihn an.

"Was hast du denn mit dem am Hut?" Dieser seltsame Polizist war sicher der letzte, zu dem der Blonde freiwillig gehen würde.

"Kennst du ihn etwa?" Überrascht schaute Oskar zurück.

"Leider", murmelte er seine Antwort fast unhörbar, was den anderen grinsen ließ.

"Ja ich weiß. Er mag manchmal etwas seltsam sein, aber trotzdem ist er mein Bruder." Diese Offenbarung ließ Andrej kurz seine Selbstbeherrschung vergessen.

"Bitte was?" Zwar hatte er damals schon ihre Ähnlichkeit bemerkt, aber dass sie wirklich verwandt sind hätte er nicht gedacht. "Aber du heißt doch nicht Binoth?" Dessen war sich Andrej ziemlich sicher.

"Nein, aber wir -" Seine Erklärung wurde unterbrochen, als Andrejs Lieblingspolizist durch die Tür in den Vorraum trat. Als erstes fiel sein Blick auf den Wolf, dann auf Andrej auf dem er ebenso kurz verweilte und ebenso unbeeindruckt wirkte. Wieder einmal hatte der junge Mann das Gefühl, als würde der Polizist ihn nicht mehr erkennen. Danach aber kam sein Blick auf Oskar zum Ruhen, wobei sich ein breites Grinsen auf seine Lippen schlich.

"Oskar! Lange nicht gesehen." Mit wenigen Schritten war er bei seinem Bruder und umarmte diesen kurz. Nun war die Ähnlichkeit der beiden wirklich nicht mehr zu leugnen. Zwar war Oskar etwas größer und nicht ganz so mollig wie sein Bruder, sondern eher durchtrainiert, was wohl eigentlich ihn eher als Polizist eignen ließ. Doch die Haar- und Augenfarbe, welche wirklich auffällig war, waren identisch.

"Leon. Was macht die Kunst?" Der Plauderton in den sie fielen gefiel Andrej so gar nicht. Scheinbar würde diese Aktion wieder einmal etwas länger dauern. Trotzdem blieb er geduldig neben ihnen stehen und hörte dabei zu, wie die Männer einige Neuigkeiten austauschten. Scheinbar hatten sie sich eine ganze Weile nicht mehr gesprochen.

"Ach, ganz gut so weit. Ich war ja einige Wochen beurlaubt, weil ich einen allergischen Schock hatte."

"Was? Wirklich? Wann war das denn?" Oskar schien es nicht glauben zu können.

"Ist schon drei Monate her mittlerweile. Ich hatte einfach zu viele Auberginen gegessen, war nicht so schön. Ich musste ins Krankenhaus, weil ich keine Luft mehr be-"

"Sie sind gegen Auberginen allergisch?" Andrej konnte es einfach nicht glauben und schaute den Mann auch dementsprechend an.

"Was, ist das etwa verboten, nur weil es keine häufige Allergie ist?"

"Das hab ich nicht behauptet", entgegnete Andrej sofort. Aber war es verwerflich, dass er sich darüber wunderte, wenn er zuvor noch nie von solch einer Allergie gehört hatte?

"Auf jeden Fall lag ich dann erst einmal eine Woche im Krankenhaus und muss seitdem auch eine spezielle Diät einhalten", erzählte Binoth, an seinen Bruder gewandt, weiter.

"Warum hast du mich denn nicht angerufen?" Oskars Tonfall war geradezu vorwurfsvoll.

"Es war ja nichts schlimmes. Ich musste nur zur Kontrolle da bleiben", versicherte er ihm, was Oskar nur geringfügig milde stimmte.

"Okay. Aber wenn noch mal so etwas ist, dann sag mir bitte sofort bescheid."

"Na gut", stimmte Leon zu. Zu Andrejs Erleichterung wurde ihr Gespräch dann aber durch ein eindeutig zu lautes Räuspern des Mannes am Schalter unterbrochen. "Lasst uns erst einmal reingehen, dann können wir weitersprechen. Warum seid ihr überhaupt da?" Dass sie einen rießigen Hund dabei hatten, schien für ihn nicht außergewöhnlich zu sein. Das war der Moment, als Andrej schnell das Wort ergriff.

"Als ich vor kurzem mit dem Pferd da war, war doch auch noch ein Hund dabei gewesen. Das hier ist er." Mit einer kurzen Handbewegung deutete er auf das Tier, das ihnen nach wie vor artig folgte.

"Ach so?" Mit skeptischen Blick musterte er das Tier dieses Mal genauer. Jedoch wartete er mit dem Weitersprechen, bis sie einen der Andrej mittlerweile bekannten Verhöhrräume betreten hatten. "Und Sie sind sich sicher, dass sie nicht doch etwas damit zu tun haben?"

"Bitte?" Geradezu schockiert schaute Andrej den Polizisten an, der seine Aussage scheinbar todernst meinte. Jedoch ging Oskar dazwischen, ehe er antworten konnte.

"Leon, wie meinst du das? Andrej ist wirklich in Ordnung. Wie kommst du auf so eine Annahme?"

"Erst kommt er hier mit dem Pferd und dem angeblichen Reiter an. Dann kommt er in Verbindung mit einer Frau nach der wie fahnden und nun bringt er auch noch diesen angeblichen Wolf hier vorbei, der ebenfalls zu dem Reiter gehört. Das kann doch kein Zufall sein."

"Was war das denn mit dem Pferd", fragte nun Oskar endlich.

"Ja, er hat diesen Reiter samt Pferd hier vorbeigebracht."

"Dann habt ihr den Kerl also schon? Warum hast du mir das nicht erzählt?", wandte er sich an Andrej.

"Weil auf dem Pferd nur eine Puppe saß. Bin ihm letztens auf dem Nachhauseweg noch einmal über den Weg gelaufen." Andrej konnte wirklich nicht verstehen, wie der Polizist annehmen konnte, dass er etwas mit all dem zu tun hatte. Was konnte er auch dafür, wenn ihm der ganze Mist passierte? Anders wäre es ihm lieber. "Dann hat diese Frau also doch etwas damit zu tun?" Mit dieser etwas aus dem Zusammenhang gerissenen Frage, richtete er sich wieder an Leon.

"Bitte? Das habe ich nie behauptet." Alleine seine Reaktion zeigte, dass Andrej auf der richtigen Fährte war.

"Und um was für eine Frau geht es die ganze Zeit?" Oskar war wirklich nicht auf dem Laufenden, doch Andrej erklärte es ihm gerade nur zu gerne.

"Gestern war ich mit Benja in der Stadt unterwegs, bei einem Esswettbewerb. Die Gewinnerin hat uns danach angesprochen und dabei wurden wir von der Polizei überrumpelt. Ich habe einen Taser abbekommen und danach wurden wir hier verhört. Und das ganze klingt für mich so, als hätte diese sogenannte Hanna, etwas mit dem dunklen Reiter zu tun." Während seiner gesamten Erzählung schaute er nicht Oskar, sondern dessen Bruder aufmerksam an. Dieser ließ sich auf seine Provokation jedoch nicht ein.

"Es stimmt schon, dass wir hinter der Frau her sind, aber alles andere sind doch eher haltlose Vermutungen. Wir werden allerdings schauen, ob der Hund gechipt oder sonstig registriert ist. So können wir den Halter ebenfalls ausfindig machen." Leon wirkte sehr zuversichtlich, sprach dann aber noch weiter. "Und wenn nicht, solch ein großes Tier fällt auf. Irgendwer wird ihn schon zusammen mit seinem Besitzer gesehen haben."

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Mittwoch, 28. Februar 2018
Bruchstück XXII
"Du?" Dieses eine Wort kam voller Verblüffung über Andrejs Lippen. Vor ihnen stand eindeutig ein großer Wolf von schwarzer Farbe, der ihn sehr stark an ein anderes Tier erinnerte. Als das Tier bei seinem Wort aufhörte zu knurren, war sich der Blondhaarige sicher, dass es sich hierbei um dieses Tier handelte. "Na komm her. Bist du etwa alleine hier?" Tatsächlich kam der Wolf ohne zu zögern zu ihm und ließ sich sogar streicheln. Dass Oskar in diesem Moment die Augen aus dem Kopf fielen, ignorierte er einfach.

"D-du kennst ihn?" Mühselig rappelte sich Oskar wieder vom Boden auf, wobei er das große Tier nicht aus den Augen ließ.

"Du doch auch. Das ist der Wolf, den wir damals gesehen haben."

"Das mag ja sein, aber warum..." Während er scheinbar nicht die passenden Worte fand, deutete der Brünette mit seiner Hand zwischen Andrej und dem Tier hin und her.

"Ich bin ihm noch mal über dem Weg gelaufen. Er ist total lieb und wird scheinbar nur genutzt, um den Leuten einen Schrecken einzujagen." Bei diesen Worten schaute sich der Blondhaarige um, doch natürlich konnte er in der Dunkelheit niemanden erkennen.

"Meinst du, diese Person ist noch in der Nähe?"

"Irgendwer muss ja das Licht gemacht haben." Danach wandte er sich an den Wolf. "Wo ist denn dein Besitzer? Magst du uns nicht zu ihm bringen?" Auf seine Worte hin legte das Tier lediglich seinen Kopf schief. Scheinbar verstand es ihn nicht. "Hanna! Komm raus! Wir wissen, dass du hier bist!" Natürlich war es eine reine Spekulation, dass wirklich die Frau dahinter steckte und dass sie dann auch wirklich hier war.

"Wer ist Hanna?" Irritiert schaute Oskar ihn an. Kein wunder, da er ihm nichts von dem Vorfall mit Benja erzählt hatte.

"Eine lange Geschichte, aber sie könnte hinter diesen Streichen stecken." Auf seine Rufe gab es keine Antwort, so dass sie sich nach kurzem Umschauen zurück zu dem Weg machten. Den Wolf nahmen sie mit.

Auf dem erleuchteten Weg angekommen, fühlte sich Andrej gleich wohler. Als ihnen auch noch eine Gruppe an Leuten entgegenkam, die laute Musik hörte, war der Schrecken von eben fast wieder vergessen. Dass sie dem großen Tier einige seltsame Blicke zuwarfen, ignorierten die beiden Männer.

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Montag, 26. Februar 2018
Bruchstück XXI
Schließlich widersprach Andrej aber nicht, als Oskar entgegen seiner Worte doch schauen gehen wollte. Also unterbrachen sie ihr Training fürs erste und schlugen den Weg über die dunkle Wiese ein, um auf direktem Weg der Quelle des Lichtes entgegen zu gehen. Als sie jedoch so nah waren, dass sie den Weg, auf dem sie eben unterwegs gewesen waren, nur noch dank der Laternen sehen konnten, verschwand das regelmäßige Lichtsignal plötzlich.

"Na ganz toll. Habe ich doch gesagt, dass es sich dabei nur um einen Scherz handelt." Trotzdem war Andrej irgendwie erleichtert, dass doch nichts ernsthaftes war. Hier im dunklen zwischen den Sträuchern und Bäumen fühlte er sich ohnehin nicht sonderlich wohl.

"Du willst dich in zwei Tagen doch nicht schuldig fühlen, wenn in der Zeitung steht, dass irgendwas im Park passiert ist und wir hätten helfen können."

"Ja ja, ist doch gut. Wir haben nachgeschaut, es ist nichts, jetzt lass uns bitte wieder gehen." Andrej war schon dabei, sich umzudrehen, als auf einmal ein Rascheln und ein unterdrücktes Geräusch zu hören war.

"Hast du das gehört?", flüsterte Oskar auf einmal, während der Blondhaarige in seiner Bewegung erstarrt war.

"Willst du jetzt im Dunkeln hier rumsuchen?" Zumindest er selbst hatte keine Taschenlampe dabei, was es für ihn zu heikel machte, jetzt hier das Gestrüpp zu durchsuchen. Zumal es sich dabei genauso gut auch um ein wildes Tier handeln konnte. Oder einen Bewaffneten.

"Hallo?" Oskars plötzliche laute Stimme ließ Andrej zusammenzucken.

"Sag mal, spinnst du", zischte er den anderen sofort an.

"Was denn?" Eine Reaktion aus der Dunkelheit blieb jedoch aus. Kein Geräusch, keine Bewegung und erst recht keine Antwort. Erleichtert atmete Andrej auf.

"Wenn du wirklich wissen willst, wer oder was hier ist, solltest du vielleicht einfach nachschauen gehen." Der Blondhaarige meinte diese Aussage eher ironisch, leider griff Oskar sie sehr ernst auf.

"Stimmt. Also ich werde da lang gehen." Mit seiner Hand deutete er nach links, wo die Silhouetten einiger Sträucher zu erkennen waren. "Du gehst da rum." Seine Hand schweifte nach rechts. "Und wir treffen uns nach einer Kurve wieder."

"Du spinnst doch", murmelte Andrej genervt.

"Jetzt sei nicht so ein Angsthase und komm." Oskars Motivationsversuch hatte keinen sonderlich großen Erfolg.

"Weißt du noch, was letztes Mal passiert ist, als du so etwas vorgeschlagen hast?", erinnerte er ihn an ihr Treffen mit dem schwarzen Reiter.

"War doch lustig", entgegnete der Brünette amüsiert. Oder war es doch eher ein nervöses Kichern, dass er da aus seiner Stimme hörte? Noch ehe Andrej aber etwas erwidern konnte, ging Oskar bereits zu den Sträuchern. "Wir sehn uns dann gleich." Und damit verschwand er in der Dunkelheit. Verärgert schaute Andrej ihm hinterher und dachte kurz sogar darüber nach, einfach zu gehen. Sein dummes Gewissen überredete den Mann jedoch dazu, zumindest hier zu warten. Als er schließlich nichts mehr von Oskar hörte, wurde er noch unruhiger.

"Oskar?" Nun war es Andrej, der mit seiner Stimme die nächtliche Stille zerriss. Als er aber keine Antwort bekam, entschloss er, sich ein Herz zu greifen und dem Mann hinterher zu laufen. Er hatte gerade mal einen Schritt getan, da war in angsterfüllter Aufschrei zu hören. Ohne weiter darüber nachzudenken, rannte der Blondhaarige los. Jedoch nicht zurück zu dem vermeintlich sicheren Licht an den Wegen, sondern direkt zur Quelle des Schreis.

Dass er bei seinem Sprint nicht nur einen Zweig ins Gesicht bekam, was einen brennenden Streifen hinterließ, störte Andrej im Augenblick herzlich wenig. Als er über ein weiteres flaches Gestrüpp gesprungen war, stolperte er beinah über etwas, das direkt dahinter am Boden lag. Es stellte sich als Oskar heraus, der mit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit vor sich starrte. Schwer atmend folgte Andrej diesem Blick und konnte ein leichtes Zusammenzucken nicht unterdrücken, als er einen riesigen Umriss vor sich ausmachte, der sich eindeutig bewegte,

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